Der Weg zum Wirtschaftsprüfer – Ein Blick hinter die Kulissen

Interview mit einem angehenden Wirtschaftsprüfer aus unserem Team
Die Wirtschaftsprüfung ist ein faszinierendes Berufsfeld, das sowohl herausfordernde intellektuelle Aufgaben als auch hervorragende Karriereperspektiven bietet. In einer Zeit, in der etwa die Hälfte der rund 15.000 deutschen Wirtschaftsprüfer in den kommenden zehn Jahren das Rentenalter erreicht, während jährlich nur 300 bis 400 Kandidaten das anspruchsvolle Wirtschaftsprüfungsexamen erfolgreich absolvieren, entstehen außergewöhnliche Chancen für den Nachwuchs. Im folgenden Artikel haben wir exklusiv unseren Kollegen aus dem Team der Wirtschaftsprüfung interviewt, der Ihnen gerne einen Einblick hinter die Kulissen geben wird.
Der Beruf des Wirtschaftsprüfers: Vertrauen schaffen, Märkte stützen:
Wirtschaftsprüfer sind die Experten für Unternehmenstransparenz und finanzielle Integrität. Sie prüfen Jahresabschlüsse, bewerten Unternehmen, beraten bei komplexen Geschäftstransaktionen und fungieren als unabhängige Sachverständige. Ihre Aufgaben umfassen weit mehr als die klassische Abschlussprüfung: Von der Due Diligence bei Unternehmenskäufen über ESG-Berichtsprüfungen bis hin zur strategischen Unternehmensberatung. Der Beruf bietet außergewöhnliche Vielseitigkeit: Wirtschaftsprüfer können in großen internationalen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften arbeiten, sich in eigener Praxis selbstständig machen, mit Steuerberatern und Rechtsanwälten kooperieren oder in Führungspositionen der Wirtschaft wechseln. Neun von zehn Wirtschaftsprüfern sind zusätzlich als Steuerberater bestellt, was ihnen zusätzliche Tätigkeitsfelder eröffnet.
Der Weg zur Bestellung: Studium, Praxis und Examen
Der Weg zum Wirtschaftsprüfer ist strukturiert und anspruchsvoll:
1. Studium: Ein abgeschlossenes Hochschulstudium ist Voraussetzung. Während ein wirtschaftswissenschaftliches Studium (BWL, VWL, Wirtschaftsrecht) empfehlenswert ist, sind grundsätzlich alle Studienrichtungen zugelassen.
2. Berufspraxis: Mindestens drei Jahre praktische Tätigkeit in der Wirtschaftsprüfung sind erforderlich, davon mindestens zwei Jahre unter Anleitung von Wirtschaftsprüfern beziehungsweise im Bereich der Prüfungstätigkeiten.
3. Wirtschaftsprüfungsexamen: Das staatliche Examen umfasst je zwei schriftliche Prüfungen (Prüfungswesen/Berufsrecht, Betriebswirtschaftslehre/Volkswirtschaftslehre, Wirtschaftsrecht (hier nur eine), sowie Steuerrecht) und in jedem Modul zusätzlich eine mündliche Prüfung.
4. Bestellung: Nach bestandenem Examen (kann modular abgelegt werden), erfolgt die Bestellung durch die Wirtschaftsprüferkammer.
Interview mit unserem angehenden Wirtschaftsprüfer
Um einen authentischen Einblick in die Realität der WP-Ausbildung zu geben, haben wir Salvatore de Fino aus unserem Team interviewt, der sich aktuell auf das Wirtschaftsprüfungsexamen vorbereitet.
Zur Person und Motivation
Frage 1: Können Sie sich kurz vorstellen und uns erzählen, wie Sie zur Wirtschaftsprüfung gekommen sind?
Mein beruflicher Einstieg begann mit der Ausbildung zum Bankkaufmann, die ich durch eine Zusatzqualifikation als Finanzassistent ergänzt habe. Dabei hatte ich erstmals Berührungspunkte mit dem Thema Steuern und habe schnell gemerkt, dass mich dieser Bereich besonders interessiert. Nach meiner erfolgreichen Ausbildung und ersten praktischen Erfahrungen in der Bank stand ich vor der Entscheidung, wie mein Weg weitergehen könnte. Da ich während der Ausbildung viel Freude an steuerlichen Themen hatte, entschied ich mich für ein Studium im Bereich Betriebswirtschaft mit dem Schwerpunkt Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung – mein Ziel war damals das Steuerberaterexamen. Während meines Studiums habe ich verschiedene Praktika absolviert, unter anderem in den Steuerabteilungen von Konzernen sowie in Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungskanzleien. Diese unterschiedlichen Einblicke waren für mich sehr wertvoll, um die Bandbreite beider Bereiche kennenzulernen und herauszufinden, welcher Weg zu mir passt.
In den Praktika und später auch in meiner Tätigkeit bei der Mauer GmbH nach dem Studium habe ich deutlich gespürt, dass mich der Bereich Wirtschaftsprüfung mehr begeistert als die klassische Steuerberatung. Diese Erkenntnis hat meinen weiteren Karriereweg maßgeblich geprägt – und heute bin ich voller Motivation auf dem Weg zum Wirtschaftsprüfer.
Frage 2: Was fasziniert Sie am Beruf des Wirtschaftsprüfers besonders?
Mich begeistert am Beruf des Wirtschaftsprüfers vor allem die Vielseitigkeit. Jedes Unternehmen bringt eigene Fragestellungen und Problemstellungen mit, sodass die Arbeit nie zur Routine wird und ich mich stetig neuen Herausforderungen stellen darf. Der intensive Mandantenkontakt ist mir ebenfalls sehr wichtig – ich mag den persönlichen Austausch und die Möglichkeit, gemeinsam Lösungen zu entwickeln. Besonders spannend finde ich die Einblicke, die ich in unterschiedlichste Unternehmen gewinne. Es fasziniert mich, wie verschiedene Organisationen funktionieren, vor welchen Herausforderungen sie stehen und mit welchen Ansätzen sie diese meistern. Durch die abwechslungsreichen und oft komplexen Aufgaben im Berufsalltag erlebe ich eine steile Lernkurve, gerade als Prüfungsassistent. Die Dynamik und Vielschichtigkeit des Berufs sorgen dafür, dass ich kontinuierlich dazu lerne und mich fachlich und persönlich weiterentwickle.
Der Arbeitsalltag eines angehenden Wirtschaftsprüfers
Frage 3: Wie sieht Ihr typischer Arbeitsalltag aus? Welche Aufgaben übernehmen Sie bereits jetzt in der Vorbereitung auf das Examen?
Mein typischer Arbeitsalltag als angehender Wirtschaftsprüfer ist sehr abwechslungsreich und geprägt von unterschiedlichen Aufgaben. Zu Beginn eines Mandats stehe ich häufig gemeinsam mit dem Wirtschaftsprüfer im Erstkontakt mit den Mandanten, um die ersten Informationen einzuholen und die Prüfungsplanung zu besprechen. Die Prüfungsplanung erstellen wir meist zusammen, damit alle relevanten Aspekte rechtzeitig berücksichtigt werden. Im weiteren Verlauf führe ich verschiedene Prüfungshandlungen durch und bin regelmäßig in Telefonaten und Meetings mit dem Mandanten, um offene Punkte zu klären und laufend im Austausch zu bleiben. Auch die Koordination der Aufgaben im Team liegt mit in meinem Verantwortungsbereich, sodass alle Teammitglieder wissen, wer welche Aufgaben übernimmt. Ein wichtiger Bestandteil meines Alltags ist die Erstellung des Prüfungsberichts, in dem alle Erkenntnisse und Ergebnisse dokumentiert werden. Während alldem arbeite ich eng mit dem Wirtschaftsprüfer zusammen – sei es bei der Durchführung von Prüfungshandlungen oder bei offenen Fragen, sodass ich Schritt für Schritt optimal auf das WP-Examen vorbereitet werde.
Frage 4: Welche Projekte oder Mandanten betreuen Sie aktuell, und was macht diese Arbeit besonders interessant?
Aktuell betreue ich einen sehr vielseitigen Mandantenstamm, der von Start-Ups bis hin zu mittelgroßen Kapitalgesellschaften reicht. Gerade diese Vielfalt macht die Arbeit besonders spannend, weil jeder Mandant ganz eigene Anforderungen, Prozesse und Problemstellungen mitbringt, die immer wieder neue Perspektiven eröffnen. Ich habe die Möglichkeit, Unternehmen aus ganz unterschiedlichen Branchen kennenzulernen, darunter Maschinenbau, die Luxus-Textilindustrie, Automobilzulieferer, Großhandelsunternehmen, IT-Sicherheit und auch die Biotech-Branche. Jeder Wirtschaftsbereich funktioniert anders und steht vor besonderen Herausforderungen, sodass ich kontinuierlich Neues dazu lerne und immer wieder aufs Neue interessante Einblicke in die Unternehmenswelt gewinne.
Frage 5: Wie erleben Sie die Zusammenarbeit im Team und mit unseren Mandanten?
Die Zusammenarbeit im Team und mit unseren Mandanten empfinde ich als ausgesprochen positiv und unterstützend. Wir sind ein gut eingespieltes Team mit einer flachen Hierarchie, das von gegenseitiger Hilfe und offenem Austausch geprägt ist. Die Kommunikation erfolgt stets auf Augenhöhe, sodass wir gemeinsam lösungsorientiert arbeiten und alle voneinander profitieren können. Berufsanfänger haben die Möglichkeit, direkt bei erfahrenen Seniorassistenten mitzulaufen und aus deren Praxiserfahrung zu lernen. Die Wirtschaftsprüfer stehen jederzeit für Fragen bereit und unterstützen uns aktiv sowohl fachlich als auch menschlich. Dank dieser offenen und kollegialen Arbeitsatmosphäre fällt es leicht, sich einzubringen und sich kontinuierlich weiterzuentwickeln.
Die Herausforderung: WP-Examen
Frage 6: Wie bereiten Sie sich auf das Wirtschaftsprüfungsexamen vor? Welchen zeitlichen Aufwand investieren Sie?
Für die Vorbereitung auf das Wirtschaftsprüfungsexamen nutze ich verschiedene Kursanbieter, die sowohl Wochenend- als auch Vollzeitkurse anbieten. Zu Beginn meiner Vorbereitung habe ich vor allem an den Wochenendkursen teilgenommen, um die Inhalte neben dem Beruf Schritt für Schritt zu vertiefen. Kurz vor dem Examen, habe ich mich freistellen lassen und besuchte gezielt Intensivkurse, um mich optimal auf die Prüfungen vorzubereiten.
Zusätzlich zu den Präsenzveranstaltungen stellen die Kursanbieter umfangreiche Unterlagen für das Selbststudium zur Verfügung. So kann ich auch flexibel und gezielt einzelne Themen bearbeiten, wenn Fragen auftauchen oder wenn ich bestimmte Inhalte wiederholen möchte. Der zeitliche Aufwand für die Vorbereitung ist sehr individuell und hängt stark von den eigenen Vorkenntnissen, aus dem Studium, beruflicher Praxis und der persönlichen Lernfähigkeit ab.
Frage 7: Wie unterstützt Sie unser Unternehmen bei der Examensvorbereitung?
Das Unternehmen unterstützt mich bei der Examensvorbereitung in vielfältiger Weise. Besonders hilfreich ist die bezahlte Freistellung, deren Dauer ich individuell abstimmen konnte – so habe ich ausreichend Zeit, um Intensivkurse zu besuchen und mich im Selbststudium umfassend auf das Examen vorzubereiten. Zudem steht mir ein eigenes Budget zur Verfügung, das flexibel genutzt werden kann: Damit lassen sich beispielsweise Kursgebühren begleichen, zusätzliche Freistellungen ermöglichen oder sonstige Kosten im Zusammenhang mit der Prüfungsvorbereitung abdecken. Ein weiterer großer Vorteil ist die Möglichkeit, bei fachlichen Fragen während des Selbststudiums jederzeit die erfahrenen Wirtschaftsprüfer im Haus anzusprechen. Gerade an Tagen ohne Kursangebot habe ich davon profitiert und konnte wertvolle Unterstützung erhalten, wenn keine Kursleitung verfügbar war.
Frage 8: Was sind Ihre größten Herausforderungen bei der Vorbereitung, und wie gehen Sie damit um?
Die größte Herausforderung bei der Vorbereitung auf das Wirtschaftsprüfungsexamen ist für mich definitiv die Selbstdisziplin, die das Selbststudium verlangt. Während der Freistellung habe ich eine gute Work-Life-Balance, weil ich mich voll und ganz dem Lernen und der gezielten Vorbereitung widmen kann. Sobald die Phase des Selbststudiums beginnt – gerade abends nach der Arbeit oder an den Wochenenden – ist es jedoch oft schwierig, sich immer wieder zu motivieren und dranzubleiben. Dabei hilft es mir, realistische Lernpläne aufzustellen und meine Aufgaben systematisch anzugehen. Um Stress und Überarbeitung zu vermeiden, versuche ich bewusst Pausen einzubauen und mir kleine Auszeiten zu gönnen. Dennoch erfordert die Stofffülle viel Durchhaltevermögen, gerade wenn der Alltag wieder stärker in den Vordergrund tritt und weniger Zeit fürs Lernen bleibt.
Persönliche Erfahrungen und Tipps
Frage 9: Wie schätzen Sie die Zukunftsperspektiven in der Wirtschaftsprüfung ein?
Die Zukunftsperspektiven in der Wirtschaftsprüfung schätze ich als sehr gut ein. Besonders die Altersstruktur der aktuell zugelassenen Wirtschaftsprüfer zeigt, dass in den kommenden Jahren viele Berufsträger aus der Babyboomer- und Generation X in den Ruhestand gehen werden und dadurch ein signifikanter Mangel an Wirtschaftsprüfern entstehen dürfte. Der Bedarf im Markt wird zusätzlich durch stetig steigende staatliche und regulatorische Anforderungen weiter zunehmen. Auch wenn Künstliche Intelligenz künftig viele Routinetätigkeiten vereinfachen und die Arbeit unterstützen kann, ist das Berufsfeld nicht vollständig durch Maschinen ersetzbar, denn die finale Verantwortung und Haftung bleibt beim Menschen. Gerade auch im Bereich der Prüfung von Nachhaltigkeits- und ESG-Berichten steigt der Beratungsbedarf spürbar an und macht den Arbeitsplatz noch zukunftssicherer.
Frage 10: Welchen Rat würden Sie Studierenden geben, die überlegen, in die Wirtschaftsprüfung einzusteigen?
Studierenden, die überlegen in die Wirtschaftsprüfung einzusteigen, würde ich empfehlen, unbedingt verschiedene Praktika zu machen, um herauszufinden, ob dieses Berufsfeld wirklich zu ihnen passt. Die praktische Erfahrung ist durch nichts zu ersetzen – erst im echten Prüfungsalltag erkennt man, wie vielseitig und spannend die Aufgaben sein können und ob einem die Arbeit im Team und mit Mandanten liegt.
Aus meiner Sicht sind wichtige Eigenschaften für den Einstieg analytische Fähigkeiten, Interesse an Rechnungswesen, Steuerrecht und Wirtschaftsrecht sowie eine gute Kommunikationsfähigkeit. Hohe Lernbereitschaft ist entscheidend, denn in der Wirtschaftsprüfung lernt man permanent dazu. Je nach Mandantenstamm sollte man zudem auch Reisebereitschaft mitbringen, weil viele Einsätze direkt vor Ort beim Mandanten stattfinden.
Ausblick
Der Beruf des Wirtschaftsprüfers bietet in Deutschland außergewöhnliche Perspektiven. Die demografische Entwicklung und der konstant hohe Bedarf an qualifizierten Prüfern schaffen einen Verkäufermarkt für Nachwuchskräfte. Gleichzeitig entwickelt sich das Berufsfeld kontinuierlich weiter: Digitalisierung, ESG-Berichterstattung, Cybersecurity-Audits und internationale Rechnungslegungsstandards eröffnen neue Spezialisierungsfelder.
Für junge Talente, die analytisches Denken, Kommunikationsstärke und die Bereitschaft zu lebenslangem Lernen mitbringen, ist die Wirtschaftsprüfung mehr als nur ein Job – es ist eine Berufung im Kernbereich der Wirtschaft. Die Investition in die anspruchsvolle Ausbildung zahlt sich durch hervorragende Gehaltsaussichten, vielfältige Karrierewege und die Möglichkeit aus, echten Mehrwert für Unternehmen und die Gesellschaft zu schaffen.
Der Weg zum Wirtschaftsprüfer ist herausfordernd, aber für diejenigen, die ihn erfolgreich beschreiten, eröffnen sich Türen zu einer der respektiertesten und einflussreichsten Professionen der Wirtschaftswelt. Wie unser Interview zeigt, ist es eine Reise, die sich lohnt – für den Einzelnen und für die Unternehmen, die von dieser Expertise profitieren.
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